Die lebensgroßen Wachsfiguren der Kinder Sophie Dorotheas und Friedrich Wilhelms I. in Preußen
Im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts wurden von den vier jung verstorbenen Kindern Sophie Dorotheas und Friedrich Wilhelms I. in Preußen lebensgroße Wachsfiguren gefertigt. Sie zeigten die Verstorbenen äußerst lebensnah, zum Teil in die von ihnen getragene Kinderkleidung gewandet. Die Präsentation in Prunkvitrinen und die Zurschaustellung ihrer Insignien und Würdezeichen wies auf die ihnen zukommende – und nicht eingelöste – Rolle als Thronfolger bzw. ihren Stand als Kinder des preußischen Kronprinzenpaares hin. Sie sind nicht allein 'Memorialbilder' oder Ausdruck individueller Trauer, vielmehr entstanden die Figuren in einer Zeit großer Sorge um den Fortbestand der Dynastie. Die von Sophie Dorothea in Auftrag gegebenen Bildnisse waren beweiskräftiges Zeugnis ihrer Gebärfähigkeit und sollten Zweifel am Fortbestehen der direkten Linie des preußischen Königshauses entkräften. Sie sind nicht ohne Präzedenzfall: Schon Ende des 17. Jahrhunderts hatte es vergleichbare Figuren in Brandenburg-Preußen gegeben.