Der 'deutsche Wald' als Produkt eines transnationalen Wissenstransfers? : Forstreform in Deutschland im 18. und 19. Jahrhundert

Scientific forestry is regarded as a German innovation of the 18th century. It is said to have spread to other European countries after 1800 and become global with its diffusion throughout the British Empire by the end of the 19th century. This idea of a purely national origin and of one-way diffusion is challenged by looking at instances of knowledge transfer from 1700 to 1900. The article begins with the global imagination in Carlowitz' Sylvicultura Oeconomica of 1713 and goes on with the translation of Duhamel de Monceau's works on forestry into German 1762 to 1766. To examine knowledge transfers after 1800 it looks at the translation of a book on the impact of deforestation by Moreau de Jonnès in 1828, at German influences at the École nationale des eaux et forêts (established 1824), and at the adaption of scientific forestry in British India and German East Africa around 1900. These transnational moments in the history of scientific forestry show that knowledge transfers do not stop in the age of nationalisms. They are, however, coated in nationalist narratives and become incremental in establishing national spaces of knowledge. Die Geschichtsschreibung hat die Forstwissenschaft lange Zeit als deutsche Innovation des 18. Jahrhunderts angesehen. Nach 1800 soll sie auf andere europäische Länder übergegangen und mit ihrer Ausbreitung im gesamten Britischen Empire am Ende des 19. Jahrhunderts ein globales Phänomen geworden sein. Die Idee eines rein nationalen Ursprungs und einer einseitigen Ausbreitung kann angezweifelt werden, wenn man Beispiele des Wissentransfers zwischen 1700 und 1900 betrachtet – beginnend mit der globalen Vorstellung in Carlowitz ' Sylvicultura Oeconomica von 1713 und weiterführend mit der Übersetzung von Duhamel de Monceaus Arbeiten über Forstwirtschaft ins Deutsche von 1762 bis 1766. Um den Wissenstransfer nach 1800 zu untersuchen, beschäftigt sich dieser Artikel mit der Übersetzung eines Werks von Moreau de Jonnès über die Effekte von Abholzung auf die Umwelt (1928), desweiteren mit den deutschen Einflüssen auf die École nationale des eaux et forêts (gegründet 1824) und mit der Adaption der Forstwissenschaft in Britisch-Indien und Deutsch-Ostafrika um 1900. Diese transnationalen Momente in der Geschichte der wissenschaftlichen Forstwirtschaft zeigen, dass Wissenstransfer im Zeitalter der Nationalismen nicht abbrach. Sie sind allerdings in den Nationaldiskurs eingebunden und stellen so nationale Wissensräume mit her.