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Friedrich II. als Erinnerungsort im deutschen und polnischen Bewusstsein : Preußische Geschichte und deutsch-polnische histoire-croisée

Friedrich II. ist durch seine auf eine Ausschaltung des polnischen Machtfaktors gerichtete Außenpolitik, sein aktives Betreiben der Teilungen Polen-Litauens und seine vielfach bekundete abschätzige Meinung über den polnischen Nationalcharakter ein polnischer Erinnerungsort, der die Demütigungen der Teilungsepoche fokussiert. Die internationale Relevanz dieses Friedrichbildes wächst seit 1945, da infolge der Westverschiebung Polens seitdem 70% des fridericianischen Preußens in Polen liegen. In der preußisch-deutschen Beschäftigung mit Friedrich II. wird dieser polnische Blick auf Friedrich II. übergangen. Die historisch über weite Strecken nationalistisch und gegenwärtig kulturalistisch gewendete deutsche Friedrich-Wahrnehmung und die polnische Wahrnehmung Friedrichs II. als “Feind Polens“ stehen in Wechselwirkung zueinander. Die deutschen Debatten um Friedrich II. wurden in Polen rezipiert und – vor dem Hintergrund der modernen deutsch-polnischen Konfliktgeschichte – in eigene Positionen umgesetzt. In dem Maße, in dem sich in der deutschen Öffentlichkeit ein kritisches Friedrich-Bild durchsetzte, wurden polnische Darstellungen nuancierter. Umgekehrt führten einseitige Indienstnahmen und kulturalistische Inszenierungen unter Ausblendung der Gesellschafts- und Politikgeschichte zu Kritik. Die Friedrich-Rezeption in Deutschland und Polen bildet den Musterfall einer “histoire croisée“. Es ist absehbar, dass die Erinnerungskultur zu “Friedrich300“ diesen Mechanismus aktualisiert. Wünschenswert wäre es, die unterschiedlichen Friedrich-Bilder wechselseitig zur Kenntnis zu nehmen und dialogisch aufzulösen.

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Friedrich300 - Colloquien

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