Православие, власть и секуляризация в России, 1860-1940
Ausgehend von der revisionistischen Forschung zur “Säkularisierung”, welche den Schwerpunkt vom Nichtglauben auf die Entkirchlichung verlagert hat, analysiert die Studie den Prozess der „Entkirchlichung“ in Russland zwischen 1860 und 1940. Der Fokus liegt auf den Kirchengemeinden und deren Mitgliedern, nicht auf der institutionalisierten Kirche und den Geistlichen. Im Beitrag wird betont, dass die Religion in Russland nicht wie in Westeuropa an Bedeutung verlor, sondern eine Bewegung der Kirchengemeinden hervorbrachte, die aufgrund des Angriffs der Bolschewiki auf Kirche und Geistlichkeit in den 1920er Jahren ihren Höhepunkt erreichte. Das wiederum löste die „große Wende“ in der Religionspolitik aus: die systematische Schließung von Kirchengemeinden und Repressionen nicht nur der Geistlichkeit, sonder auch der Laienaktivisten während des Großen Terrors.