Die römische Kurie als Erfahrungsraum der europäischen Diplomatie im frühen 17. Jahrhundert
Adlige Diplomaten in der Frühen Neuzeit teilten einen gemeinsamen höfischen Wertehorizont und waren daher mit den Handlungserwartungen der höfischen Gesellschaft an ihren Dienstorten im Großen und Ganzen vertraut, solange sie sich im Raum der lateinischen Christianitas bewegten. Das trifft auch für Rom zu; doch dieser Dienstort war bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts ein in besonderer Weise forderndes Terrain. Die Stadt des Papstes war ein von den europäischen Hofgesellschaften genau beobachteter und gerade deshalb auf verschiedenen Ebenen umkämpfter Raum, einerseits im diplomatischen Zeremoniell, in dem Präzedenzkonflikte zwischen den Vertretern der französischen und der spanischen Krone ausgefochten wurden, andererseits als Umschlagplatz für Ressourcen, die Diplomaten vermittelten, und auch als Ort der Konkurrenz zwischen verschiedenen Vertretern eines auswärtigen Herrschers. Im Fall einer Papstwahl sahen sich Diplomaten exzeptionellen Herausforderungen ausgesetzt, zumal für die Zeit der Sedisvakanz die adlig-höfischen Normen zum Teil außer Kraft gesetzt wurden. Es war daher vonnöten, Wissen über die Verhältnisse, Akteure und Gepflogenheiten vor Ort zu sammeln und durch Archivierung zu verstetigen. Dieses Bestreben stieß allerdings an Grenzen, da Diplomatie in der Praxis nur bedingt fachprofessionellen und bürokratischen Logiken folgen konnte.
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Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom
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