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Information – Kommunikation – Konfrontation : Zur auswärtigen Diplomatie auf dem Immerwährenden Reichstag im Zeitalter Ludwigs XIV

Ausgangspunkt der Überlegungen ist die kaiserliche Ausweisung des französischen Bevollmächtigten beim Immerwährenden Reichstag, Robert de Gravel, die trotz dessen niedrigen Rangs hohe Wellen schlug, und zwar über die Reichstagsöffentlichkeit weit hinaus. Diese hohe, vom Kaiser erwünschte Aufmerksamkeit ist nur zu erklären vor dem Hintergrund der Rolle von auswärtigen Gesandten am Immerwährenden Reichstag im Allgemeinen und jener des französischen Vertreters im Besonderen. Im Zuge des Wandels des Reichstags von einem periodisch zu einem permanent tagenden Gremium seit den 1660er Jahren waren verschiedene europäische Mächte dazu übergegangen, ihrerseits dauerhafte Gesandtschaften beim Reichstag zu unterhalten. Sie hatten erkannt, dass er eine einzigartige, ausgezeichnet nutzbare Plattform politischer Kommunikation war. Dies galt umso mehr, als es den auswärtigen Gesandten gestattet war, nicht nur an der dichten informellen, sondern auch an der offiziellen Kommunikation teilzunehmen und sich über die vom Kurzerzkanzler kontrollierte „Reichsdiktatur“ an die Reichs(tags)öffentlichkeit zu wenden. Eine besondere Stellung kam dem französischen Reichstagsgesandten zu, der in den 1660er Jahren zu einer Schlüsselfigur der antikaiserlichen Opposition aufstieg, da Ludwig XIV. als Schutzherr der ständischen Libertät angesehen wurde. Dies änderte sich in den späten 1660er und frühen 1670er Jahren grundlegend: Frankreich wurde nun ständischerseits als Bedrohung wahrgenommen. Die feierliche Ausweisung Gravels war eine Demonstration des Ansehensverlusts Frankreichs und besaß hohen Symbolwert, was sich nicht zuletzt daran zeigt, dass auch am Beginn der folgenden Kriege zwischen dem Reich und Frankreich Gesandtenausweisungen (in rhetorisch verschärfter Form) standen. Grundsätzlich wird deutlich, dass Diplomaten nicht nur Träger von Kommunikation und Erfahrungsaustausch waren, sondern auch zu ‚Objekten‘ der Kommunikation werden konnten. Gesandtenausweisungen signalisierten in unzweideutiger Weise, dass die Zeichen nicht mehr auf friedliche Kommunikation, sondern auf härtester Konfrontation, letztlich auf Krieg, standen.

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