"Ein Praeceptor soll kein Kind aus fleischlichem Affect […] schlagen." – Erziehung am Pädagogium Regium zwischen Disziplin, Strafe und Emotionen
Die vorliegende Studie widmet sich der konkreten Disziplinierungs- und Strafpraxis in der Frühen Neuzeit am Beispiel des Königlichen Pädagogiums der Glauchaer Anstalten des August Hermann Francke in Halle. Ausgehend von einer systematischen Analyse der Lehrerkonferenzprotokolle im gewählten Untersuchungszeitraum, der Schulzeit des Hans Hermann von Katte (1717-1721), gelangt die Studie zu einer Neubewertung der Strafpraxis im Halleschen Pietismus und liefert zugleich eine konkrete Grundlage für zukünftige Vergleichsstudien zu anderen Erziehungsanstalten in der Frühen Neuzeit. Weiterhin unternimmt der Beitrag den Versuch, die Bedeutung der Disziplinierung in der Halleschen Variante des Pietismus über einen emotionsgeschichtlichen Zugang zu erfassen und legt dabei die von den Hallenser Pietisten erkannten, praktischen Grenzen der angestrebten Menschenveränderung frei.